Zwölf Mäntel eines Jahres aus Folienstücken genäht, Sprachfragmente und Naturmaterialien, Maine, Florida, Massachusetts, Wiesental, 125 x 120 cm, 1996 – 98
To shed ones shell
„To shed one's shell " (engl. sich häuten) beschreibt den Zeitraum eines Jahres.
Im August / September '96 lebte ich auf Long Island / Maine; einer kleinen Insel, die in ca. 30 Minuten mit der Fähre von Portland aus zu erreichen ist. Die für diese Gegend typischen Bojen auf dem Meer zeigen, wo sich Lobster- (Hummer) Fallen befinden; viele Menschen in dieser Gegend leben vom Hummerfang.
Ich kannte die harten, kalkigen Gesellen aus dem Biologieunterricht. Auf Long Island erfuhr ich von einem der Hummerfischer, dass Lobster sich häuten (müssen). Dies sind gefährliche und kräftezehrende Zeiten, zumal die Hummer nach der Häutung erst einmal eine sogenannte " soft-shell " besitzen, die weich und verletzlich ist.
Wachstum geschieht jedoch nur in der Zeit der „Dünnhäutigkeit“.
Unsere Sprache kennt verschiedene Bilder, in denen von Haut die Rede ist, die jedoch Ausdruck von Gefühlen und Innerlichem sind: etwas geht mir unter die Haut, jemand ist dick- oder dünnhäutig, jemandem auf die Pelle rücken, seine Haut zu Markte tragen, es ist zum aus der Haut fahren.
Vor diesem Hintergrund entstanden die sichtbaren Häute (m)eines Lebensjahres. Jede kimonoartige Monats-Haut besteht aus vielen einzelnen Stücken und trägt sichtbare Tascheninhalte: Fundstücke, Fotos, Sprachfragmente.
August '96 - September '96; Maine / USA
Eingearbeitet: Algen, Sprachfragmente, Herbstblätter
Oktober '96 - November '96; Florida / USA
Eingearbeitet: Küsten-fundstücke, Sprachfragmente, Palmfasern
Dezember '96 – März '97; Massachusetts / USA
Eingearbeitet: Birkenrinde, Sprachfragmente, Fernsehbilder, Eis-Wasser-Fotos, Asche, Feuer-Fotos
April '97 - Juli '97; Wiesental / Lö / D
Eingearbeitet: Erde, Löwenzahn-Fotos, Sprachfragmente, Fotos-"in's Gesicht geschrieben", Malvenblütenblätter