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Bauernleinen, Farbe, Blattgold und Fingerabdrücke, 50 m Goldkordel, 130 x 110 cm, 2011

Herzensgut

Seine Wurzeln hat dieser Mantel in der Simultankirche in Mosbach, in der ich 2011 eine Ausstellung hatte. Die Gemeinden hatte ndie Mauer, welche die Kirchenräume über Jahrhunderte getrennt hatte, vor einigen Jahren durchbrechen lassen und eine Tür eingesetzt. Für diesen Ort entstand ein geteilter Mantel aus altem, grobgewebten Bauernleinen; je eine Hälfte befand sich im protestantischen bzw. katholischen Kirchenteil. Auf jedem der beiden Mantelteile findet sich die Hälfte eines mit Blattgold auf das Gewebe aufgebrachten Herzens.

Meterlange goldene Verbindungs-Schnüre führten durch die geschlossenen Türen hin zur anderen Mantelhälfte (in Mosbach: zum anderen Kirchenraum).

Sie symbolisieren die Verbindung zwischen uns Menschen auf der Herzensebene. Verbindung kann nicht von oben oder außen verordnet werden – sie wird dann lebendig, wenn wir Menschen uns begegnen und uns einander zeigen.

Es finden sich auf dem Leinengewebe weiße Felder, die Samen- oder Wassertropfen- Form haben. Eine Erinnerung, dass solche Prozesse Zeit benötigen, Pflege und Achtsamkeit – gleich der Pflege eines Gartens.

Am Sonntag der "Wiederkehr der Maueröffnung" und dem anschließenden ökumenischen Gemeindefest hatten die Besucher die Möglichkeit, ihren goldenen Fingerabdruck auf diesen Tropfen zu hinterlassen; diese sind inzwischen dem Auge verborgen.

... und ‚Herzensgut‘ wanderte weiter und war an verschiedenen Orten zu sehen.

Wenn die künstlerische Arbeit, Raum und Intention zusammenfinden, so ist dies tief befriedigend. So war es mir eine Freude, ihn im Kreuzgang der Franziskanerinnen in Schwäbisch Gmünd ausgestellt zu sehen.

Die goldenen Fäden weben vom Mantel aus hin zur Gedenktafel der verstorbenen Schwestern.

Es ist mir eine Freude, dass "Herzensgut" im neu errichteten Klosterhospiz in Schwäbisch Gmünd seinen Raum gefunden hat.

Es mag sein, dass ‚Herzensgut‘ uns an das erinnert, was durchtrennt und geteilt ist.
... doch golden sind die Verbindungsfäden.
... und ich denke an die wunderbare japanische Tradition Kintsugi: eine zerbrochene Teeschale wird geklebt und ihre Risse werden – deutlich sichtbar – vergoldet. Eine neue Schönheit und Wertschätzung entsteht.