Saft-Geschichten:
Zu Beginn des Jahres zeugen lange Listen mit den verschiedensten Zutaten von meiner Experimentierfreude bei der Saftpressung.
Im Juni / Juli gab eine „Saftkrise“. Um den auf ein Jahr festgelegten Prozess nicht „vertrocknen zu lassen“, hielt ich mich mit der Reduzierung auf eine Zutat (Äpfel) über Wasser.
Eine sommerliche Fahrradtour endete jäh: ich hatte nach einer guten Wegstrecke eine kleine Pause eingelegt. Unter einem Apfelbaum sitzend beobachtete ich die Meisen im Geäst.
Plötzlich nicht nur die Ahnung, sondern die Gewissheit: ich hatte den Backofen angelassen (um den Trocknungsprozess der Tresterstücke zu beschleunigen)! Damals noch ohne Handy trat ich mit aller Kraft in die Pedale, um schnellstmöglich die nächste Telefonzelle zu erreichen und mir ein Taxi zu bestellen. Was ich dem Fahrer erzählte weiß ich nicht mehr. Vor meinem inneren Auge breiteten sich Bilder aus - grauer Rauch, verbranntes Schwarz, das Rot der Feuerwehrautos.
Schwarz und wie gläsern waren die Tresterstücke gebrannt, doch – dem Himmel sei Dank: nur der Backofen war völlig verrußt.
Zu "Ein Glas Saft täglich" gehört für mich auch die Geschichte, wie Zeit ihre Spuren hinterlässt bzw. Dinge verändert – in diesem Fall in Form von Dörrobstmotten, die meine Kunst förmlich „zum Fressen gernhatten“.
Es gab Gespräche mit Kammerjäger und Mottenexperte, Kälteschock und hohe Temperaturen, um der Plage Frau zu werden. Doch blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit Gelassenheit und Humor mit den Wandlungsprozessen der Zeit (und der Materie) einverstanden zu erklären, so dass neben der schriftlichen und fotografischen Dokumentation nur einzelne Tresterstücke unangetastet blieben.
Kalenderblatt Januar 1998
Kalenderblatt April 1998
Kalenderblatt Oktober 1998
Kalenderblatt Dezember 1998